Fahrradschloss knacken: So gehen Fahrraddiebe vor

Hochwertige Fahrräder sind oft schnell mehrere hundert Euro, oder sogar 1.000 Euro und mehr wert, das weiß natürlich auch der Fahrraddieb.

Dennoch verschwinden in vielen deutschen Städten nicht nur teure Markenräder, sondern auch ganz einfache Alltags-Bikes. In jedem Fall sind die steigenden Diebstahl-Statistiken der letzten Jahre Grund genug, zu handeln und dein Fahrrad entsprechend zu schützen.

Weißt du eigentlich, wie die Langfinger genau vorgehen, wenn du ein Fahrrad knackst? Im Schnitt, so vermutet der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club, ist jedes sechste Bike falsch gesichert, wenn es irgendwo abgestellt wird.

Das ist nicht nur leichtsinnig, sondern erleichtert es den Dieben, das Fahrrad fast schon nebenbei mitzunehmen. Billige Schlösser sind ebenfalls keine große Hilfe, denn hier reicht oft schon ein handlicher Bolzenschneider und das Schloss ist in sekundenschnelle geknackt.

Fahrradschloss knacken wird bei dieser Art der Sicherung für Diebe zum Kinderspiel und Apropos Kinder, Kinderfahrräder sind auch beliebte Ziele von Dieben, denn nur die wenigsten Kinderräder sind mit einem entsprechenden Fahrradschloss gesichert. Spart man hier am falschen Ende, hat man hinterher oft das Nachsehen.

Als Faustregel gilt daher: Rund 10 % (manche Experten raten sogar zu 20 %) des Kaufpreises eines Fahrrads sollte man ruhig noch einmal in ein gutes Fahrradschloss investieren. Bedenke immer, ein neues Fahrrad zu kaufen ist am Ende viel teurer.

Pro Jahr sind es in Deutschland rund 350.000 Räder, die gestohlen oder von denen einzelne Teile abmontiert werden.

Dabei fallen vor allem drei verschiedene Motive auf:

  • Eigenbedarf: Der Dieb möchte sich kein neues Fahrrad kaufen.
  • Gelegenheitsdiebstahl: Der Dieb benötigt schnell einen fahrbaren Untersatz und lässt das Rad unter Umständen später irgendwo stehen.
  • Beschaffungskriminalität: Fahrraddiebstahl, um das Rad später gewinnbringend weiterzuverkaufen.

Nicht selten hantieren die Diebe mit schweren Werkzeugen vor Ort, oft nehmen sie aber auch das ganze Fahrrad mit und knacken das Schloss dann später ganz in Ruhe zu Hause. Weiterhin gibt es einige intelligente Aufbruchsmethoden, wie unter anderem das Picking: Hierbei wird ein Schloss professionell geöffnet, wie auch ein Schlüsseldienst es tun würde. Dies kommt jedoch nur selten vor.

Die meisten Diebstähle ereignen sich auf die grobe Art: Ein Seiten- oder Bolzenschneider bzw. ein Hammer oder eine Säge können ein gutes Schloss in weniger als drei Minuten knacken. Wer Diebe also abschrecken möchte, sollte sein Rad umfassender sichern und es den Langfingern möglichst schwer machen. Der beste Schutz für dein Fahrrad ist und bleibt das Fahrradschloss.

Die Werkzeuge der Fahrraddiebe

Um besser zu verstehen, wie Fahrraddiebe vorgehen, habe ich hier die wichtigsten Werkzeuge und Vorgehensweisen zusammengefasst. Starten wir ganz banal, mit dem Diebstahl von Hand.

Die bloßen Hände

Als ich das erste Mal gehört habe, dass man manche Fahrradschlösser ganz einfach per Hand aufbrechen kann, wollte ich es nicht glauben, aber es geht. Entweder mit einem Fuß im Schloss oder wie in dem folgenden Video zu sehen, kann man auch einfach das ganze Fahrrad drehen und als Hebel benutzen.

Seitenschneider und kompakte Bolzenschneider

Ein Seitenschneider passt in jede Jacken- oder Hosentasche und kann dünne, billige Kabelschlösser ohne weiteres in wenigen Sekunden knacken. Passanten, die neben deinem Fahrrad stehen, würden es vermutlich nicht mal mitbekommen.

Bolzenschneider gibt es auch in kleineren Varianten und die Dinger sind so schnell unter der Jacke verschwunden, dass auch etwas dickere Kabelschlösser oder dünne Ketten keine Chance haben.

Metallsäge

Bei nicht ausreichend gehärtetem Stahl oder billigen Schlössern reicht auch eine einfache Handsäge mit einem passenden Sägeblatt. Zwar ist eine Säge etwas lauter, aber immer noch schnell genug, dass du in unbeobachteten Gassen schnell die Schlösser zum Opfer fallen. Handsägen sind ebenfalls so kompakt, dass sie ohne Aufsehen zu erregen getragen werden können.

Mit dem Hammer

Manchmal reicht ein kräftiger Schlag mit einem Hammer und das vermeintlich sichere Schloss löst sich auf. Bei stabileren Schlössern wird oft noch etwas Eisspray zusätzlich eingesetzt. Bei besonders günstigen Schlössern, vor allem bei billigen Bügelschlössern ist das Spray oft nicht mal zwingend notwendig.

Brechstangen oder ein Eisenrohr

Brechstangen oder Eisenrohre können bestens als Hebel eingesetzt werden. Desto länger der Hebel, desto einfach ist auch das Schloss zu knacken. Selbst mittelschwere Bügelschlösser halten einer solchen Behandlung nicht besonders lange Stand.

Große Bolzenschneider

Bolzenschneider sind der Inbegriff des Werkzeuges für Fahrraddiebe. Es gibt sie in den verschiedensten Größen und sie lassen sich super unter Jacken oder in Rucksäcken verstecken.

Wie schnell ein Bolzenschneider ein Fahrradschloss zerlegt, zeigt das folgende Video.

Das Bike richtig sichern

Man kann natürlich nicht zu 100 % ausschließen, dass ein Fahrrad gestohlen wird, allerdings lässt sich mit einigen Dingen zumindest die Chance eines Diebstahls reduzieren.

Der erste wichtige Aspekt ist der Ort, an dem du dein Fahrrad abstellt. Ideal sind lebendige Orte und keine dunklen Ecken. Das Fahrrad sollte im besten Fall stets in Sichtweite abgeschlossen werden.

Schließe es aber nicht nur ab, sondern an einem unbeweglichen Gegenstand, wie einer Laterne oder einem Treppengeländer fest. Ansonsten kann es schnell passieren, dass organisierte Diebe mit einem Lieferwagen vorbeikommen, das Rad einladen und gleich weiterfahren. Das Schloss kann dann später woanders in Ruhe geknackt werden.

Der zweite Schritt ist das richtige Abschließen. Verwende hierfür am besten zwei verschiedene Arten von Schlössern, wie ein Ketten- und ein Bügelschloss. Die meisten Diebe haben sich auf einen Schlosstyp spezialisiert, für den sie entsprechendes Werkzeug mitführen. Bringe das Schloss möglichst weit oben am Fahrrad an, denn so lassen sich die Werkzeuge nicht am Boden abstützen. Zeigt die Schließung dann noch nach unten, ist es für den Dieb schwieriger, sie schnell zu bearbeiten.

Wenn er bereits auf den ersten Blick sieht, dass das Knacken des Fahrrads relativ lange dauern würde, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er sich lieber ein anderes Rad aussucht.

Beachte, dass insbesondere bei sehr teuren Rädern schon manche Bestandteile lohnenswert für den Dieb sein können, viele sind schon mit einem hochwertigen Vorder- oder Hinterrad zufrieden, wenn es sich gut verkaufen lässt. Optimal ist daher, wenn sowohl das Vorder- als auch das Hinterrad gemeinsam mit dem Rahmen an je einem Schloss abgesperrt werden.

Für E-Biker gilt zudem, den Akku mitzunehmen, wenn sie ihr Rad irgendwo stehen lassen, denn dieser wird als teures Bauteil besonders schnell geklaut.

Im Durchschnitt dauert es zwischen 5 und 15 Sekunden, mit einem Bolzenschneider ein dünnes Kabelschloss zu durchtrennen. Ein solch einfaches Schloss sollte daher eigentlich überhaupt nicht verwendet werden. Panzerkabel-, Bügel- und Faltschlösser nehmen rund 3 bis 4 Minuten Zeit in Anspruch. Ein solches Schloss kostet rund 50 Euro und kann bis zu 1,5 kg wiegen, das sollte dich jedoch nicht davon abhalten, dein Rad vor einem Diebstahl zu bewahren.

Kreative Fahrraddiebe

Etwa 90% aller Fahrraddiebstähle lassen sich z.B. mit einem massiven Bügelschloss vermeiden, lies dazu auch meinen großen Ratgeber.

Es gibt allerdings Methoden, denen ist kein Schloss gewachsen und einer davon ist der Wagenhebertrick. Hier wird das Schloss mit einem normalen Wagenheber gespreizt und kann damit in wenigen Sekunden geknackt werden, selbst das hochwertigste Bügelschloss wird dann auseinanderbrechen.

Einige Diebe bringen sogar einen Akku-Bohrer mit, um damit den Schlüsselzylinder des Schlosses aufzudrehen.