Stell dir mal einen kleinen Gebirgsbach vor, das klare und kalte Wasser plätschert sauber vor sich hin und dir ist dein letztes Wasser schon vor einigen Kilometern ausgegangen. Wäre es nicht schön, einfach das Wasser direkt aus dem Bach zu trinken? Schön wäre es bestimmt, ob es eine gute Idee ist, das ist eine ganz andere Frage.
Kann man Wasser direkt aus einem Bach, Fluss oder See trinken? Diese Frage will ich in diesem Artikel beantworten.
Ist Wasser in der Natur trinkbar?
Grundsätzlich ist das Wasser natürlich trinkbar, immerhin lebt die ganze Tier- und Pflanzenwelt von dem Wasser, die Preisfrage ist allerdings, ob es ungefährlich ist.
Bist du in Deutschland und dem näheren Umland unterwegs, dann musst du dir zumindest über die wirklich fiesen Parasiten nur wenig Sorgen machen. Das bedeutet aber nicht, dass jedes Wasser direkt getrunken werden kann oder sollte.
Gerade in Seen sammeln sich Rückstände aller Art, wie auch Bakterien und eventuell sogar Viren in der Nähe des Ufers. Deswegen ist es bei der Wasserbeschaffung in der Natur grundsätzlich besser auf fließende Gewässer zu setzen.
Aber auch Bäche und kleine Flüsse können es in sich haben, denn egal wie sauber sie auch aussehen, sie können durch Bakterien und Viren, durch Chemikalien oder durch Tierkot verunreinigt sein. Selbst das glasklare Wasser eines Baches, das gerade erst aus dem Gestein tritt, kann durch eine naheliegende Weide verunreinigt werden.
Auf die Frage, ob man Wasser direkt aus einem Bach oder See trinken kann, musst die Antwort zwar Ja heißen, ich würde es trotzdem niemandem empfehlen. Egal wie sauber das Wasser auch aussieht, es kann durch natürlich vorkommende Viren und Bakterien, Kleinstlebewesen, Parasiten, Tierkot oder Chemikalien belastet sein.
Was passiert, wenn man verunreinigtes Wasser trinkt?
Wenn du verunreinigtes Wasser getrunken hast, können die Auswirkungen von einer leichten Magenverstimmung bis hin zu Erbrechen und Durchfall reichen.
Neben tierischen Kot sind auch menschliche Ausscheidungen ein häufiger Grund dafür, dass Wasser verunreinigt wird. Wenn z.B. die Waldtoilette zu nahe am Wasser ist, können Noroviren ins Wasser gelangen. Von Noroviren haben sicher die meisten von uns schon mal gehört, denn sie verursachen starken Brech-Durchfall und können so Auslöser einer gefährlichen Dehydrierung werden.
Ebenfalls häufig anzutreffen sind EHEC Bakterien, die sich im Darm von Wiederkäuern wie Rindern, Schafen, Ziegen, Rehen oder auch Hirschen finden. Die Symptome einer Infektion mit EHEC sind der Infektion mit Noroviren ähnlich.
Neben Viren und Bakterien können sich auch immer Parasiten im Wasser befinden, deren negative gesundheitliche Auswirkungen noch lange nach dem Befall zu spüren sind.
Die Wasserquelle weitläufig prüfen
Wenn es sicher überhaupt nicht vermeiden lässt und du ungefiltertes oder unbehandeltes Wasser aus einer natürlichen Quelle trinken musst, dann solltest du einige wichtige Punkte beachten. Hier eine kurze Checkliste:
- Das Wasser sollte so klar wie möglich sein.
- Du solltest das Wasser so nahe an der Quelle wie möglich entnehmen.
- Es sollte ein fließendes Gewässer sein (Seen und Tümpel sind zu gefährlich).
- Die Umgebung sollte sauber sein
- Prüfe weitläufig, ob ein Tierkadaver oberhalb der Entnahmestelle liegt
- Du solltest weit weg von bewohnten Gegenden sein
- Du solltest weit weg von Weideflächen für Nutztiere sein
Auch in den Bergen kannst du nie ganz sicher sein, ob nicht mehrere kleine Bäche zusammenfließen und ob die Sedimentschichten, aus denen das Wasser tritt, ausreichend waren, um es zu reinigen. Regen kann ebenfalls ein Problem sein, denn Regen sorgt dafür, dass Kot von Tieren in die Fluss- und Bachläufe gespült wird.
Hast du eine Stelle gefunden, von der du glaubst, dass es gefahrlos möglich ist Wasser zu trinken, nimm dir lieber noch eine halbe Stunde oder sogar eine Stunde und geh den Bach oberhalb der Stelle ab.
Grundsätzlich bleibt aber zu sagen, dass es immer ein Spiel mit dem Feuer ist unbehandeltes Wasser zu trinken und deswegen zeige ich dir jetzt noch ein paar Möglichkeiten, wie du das Wasser aufbereiten kannst, um es dann sorglos zu trinken.
Wasser genießbar machen
Es gibt verschiedene Methoden, wie man Wasser von Bakterien, Viren und Kleinstlebewesen befreien kann.
Das Wasser abkochen
Die einen sagen 1 Minute, die anderen sagen 3 Minuten und wieder andere sagen 10 Minuten. Egal für welche Kochdauer du dich entscheidest, das Wasser abzukochen ist eine sehr effektive Art Keime zu entfernen. Abkochen ist einfach und hilft gegen Bakterien, Viren und Keime. Ich koche das Wasser immer etwa 3 Minuten und bisher ist immer alles gut gegangen.
Das Wasser abzukochen ist aber leider relativ aufwendig und so ganz nebenbei ist das nicht zu erledigen. Wenn du sowieso für längere Zeit ein Camp aufschlägst, dann ist es auch möglich nebenbei Wasser abzukochen. Um schnell die Wasserreserven aufzufüllen, gibt es einfachere Lösungen. Außerdem muss man immer Brennmaterial und ein passendes Gefäß dabei haben.
Wasserfilter
Wasserfilter sind meine erste Wahl, wenn es darum geht, Bachwasser genießbar zu machen.
Es gibt sehr viele verschiedene Arten von Wasserfiltern. Es gibt ultraleichte Varianten, mit denen du direkt aus dem Fluss trinken kannst. Es gibt Varianten, die die Schwerkraft nutzen, um so größere Mengen zu filtern. Und es gibt Pumpfilter und Filteraufsätze, mit denen du direkt aus der Flasche trinken kannst.
Bis auf wenige Ausnahmen filtern Wasserfilter keine Viren, dafür aber alles, was sonst so im Wasser rumschwimmt. Da es in unseren Breiten eher nicht zu Problemen mit Viren kommt, reicht die Filterleistung der meisten gute Filter aus, um immer gut mit Wasser versorgt zu sein.
Solltest du in einer Region unterwegs sein, wo auch Viren gefiltert werden müssen, gibt es die Möglichkeit Wasserfilter mit einem UV-Lichtreiniger zu kombinieren, oder auf einen Wasserfilter zu setzen, der auch Viren filtern kann.
UV-Licht
UV-Licht ist eine tolle Methode, um Wasser von Viren und Bakterien zu befreien. Dazu wird ein passender UV-Lichtreiniger für 60 oder 90 Sekunden in das Wasser gestellt und leicht geschwenkt. Danach kann das Wasser sofort getrunken werden.
Eine Einschränkung gibt es aber, das Wasser muss klar sein, damit das UV-Licht seine Arbeit erledigen kann. Trübes Wasser sollte also auf jeden Fall vorgefiltert werden, am besten mit einem Wasserfilter.
Chemische Reinigung
Hier gilt dieselbe Einschränkung wie bei dem UV-Lichtreiniger, das Wasser sollte möglichst klar sein, um es mit Chlordioxid behandeln zu können. Außerdem sollte eine Wartezeit eingehalten werden. Viren und Bakterien sind bereits nach 30 Minuten abgetötet, es gibt aber einige spezielle Einzeller, die dem Chlor bis zu 4 Stunden standhalten können.
Chlordioxid-Tabletten sind leicht und passen in jeden Rucksack und während ich sie nicht als meine erste Wahl zum Reinigen von Wasser nennen würde, so hab ich trotzdem immer einen Blister im Rucksack, falls der Filter kaputtgeht, der UV-Reiniger keinen Strom mehr hat oder ich kein Feuer an bekomme.
Fazit
Wenn man ein wenig nachhilft, ist es nicht schwer, Wasser aus der Natur trinkbar zu machen. Ohne das Wasser zu kochen, zu filtern oder sonst irgendwie zu reinigen, ist es alles andere als ratsam, einfach aus einem Fluss zu trinken. Um z.B. auf einer Wanderung nebenbei Wasser zu reinigen, ist ein Wasserfilter am besten geeignet. Wenn du eine längere Pause einlegst oder ein Lager aufschlägst, ist abkochen ebenfalls eine gute Methode Wasser zu bekommen, das sicher getrunken werden kann.