Wasser in der Wildnis finden und trinkbar machen

Wasser zu finden und es trinkbar zu machen sind essenzielle Fähigkeiten, die das Überleben in der Natur sichern können.

Ohne Essen kann man eine ganze Zeit lang auskommen, aber ohne Wasser wird es bereits nach 24 Stunden eine ziemliche Odyssee für den Körper. Die ersten Anzeichen für einen Wassermangel sind trockene Lippen und dunkler Urin. Danach kommen schnell Kreislaufbeschwerden, Schwindel und Kopfschmerzen dazu. An diesem Zeitpunkt wird es schon wirklich gefährlich. Nach drei Tagen ist eine Dehydration lebensgefährlich und kann durch Schock und Organversagen zum Tod führen.

Es geht hier nicht darum, dir Angst zu machen, du sollst nur verstehen wie wichtig es ist Wasser finden und aufbereiten zu können.

Wasserbedarf in einer Notfallsituation reduzieren

Weil du nie sicher sein kannst, wann und wie viel Wasser du finden wirst, ist der erste wichtige Schritt, den Wasserbedarf zu reduzieren. So kommst du mit dem Wasser, das du vielleicht noch hast, länger aus.

Es gibt ein paar einfache Dinge, die du tun kannst, um deinen Wasserbedarf zu verringern. Wenn du dich viel bewegst und anstrengst, dann verbraucht der Körper auch viel Wasser. Du solltest also anstrengende Arbeiten möglichst vermeiden, außer natürlich sie dienen direkt der Wasserbeschaffung. Besonders bei hohen Temperaturen ist es wichtig, sich viel auszuruhen und eher die kühlen Stunden am Abend oder Morgen zu nutzen.

Ein weiterer oft nicht so bekannter Tipp ist es, die Nahrungsaufnahme zu reduzieren. Das Verdauen von Nahrung benötigt viel Wasser und desto weniger du isst, desto niedriger ist der Bedarf. Insbesondere fettreiche Nahrung solltest du meiden, denn das Aufspalten von Fett benötigt besonders viel Flüssigkeit.

Wie du Wasser in der Natur findest

Bist du in unseren Breiten unterwegs, ist es meist nicht allzu schwierig, Wasser zu finden. Solltest du nicht auf Anhieb fündig werden, halte einfach nach Tierspuren Ausschau. So wie wir brauchen Tiere regelmäßig Wasser und wenn du die Möglichkeit hast frischen Spuren zu folgen, dann können sie dich zu einer Wasserstelle führen. Wenn du Tierspuren zur Wassersuche nutzen willst, dann solltest du ihnen bergab folgen, denn Wasser sammelt sich eher in Niederungen.

Insekten und Amphibien können dir auch dabei helfen, Wasser zu finden. Nach den folgenden Insekten kannst du auf deiner Suche Ausschau halten:

  • Bienen (Wasser im Umkreis von 4 km)
  • Fliegen (Wasser im Umkreis von 2 km)
  • Mücken (Wasser im Umkreis von 400 – 500 m)
  • Frösche (Wasser ganz in der Nähe)

Es gibt aber noch einige andere Möglichkeiten, Wasser zu finden.

Fließende Gewässer und Seen

Fließende Gewässer und oder Seen sind vermutlich das Naheliegendste, auf das jeder sofort kommen würde, wenn er Wasser sucht. Fließende Gewässer sind grundsätzlich sicherer als stehende Gewässer. Bevor du das Wasser aus einem Bach oder kleinen Fluss trinkst, solltest den Lauf flussaufwärts absuchen, ob ein totes Tier im Wasser liegt und so das Wasser ungenießbar gemacht hat.

Ebenfalls meiden solltest du Flüsse oder Bäche in der Nähe von Siedlungen oder tierischen Nutzflächen. Lässt es sich nicht vermeiden, entnimm das Wasser lieber oberhalb von Weiden und bewohnten Gebieten.

Seen sind kritisch, denn an den Rändern des Sees sammeln sich besonders viele Verunreinigungen, die du dann mit dem Wasser aufnehmen würdest. Von Bakterien, über Viren bis zu diversen Kleinstlebewesen und Einzellern ist hier alles dabei.

Tauwasser sammeln

Tauwasser sammeln klingt kompliziert, ist es aber gar nicht. Alles, was du brauchst, ist Stoff. Am besten nimmst du ein Kleidungsstück, das du aktuell nicht brauchst, um dich warmzuhalten. Jetzt ziehst du das Kleidungsstück an dem entstandenen Tau entlang, damit sich der Stoff vollsaugt. Du kannst das Wasser entweder direkt trinken oder du wiederholst den Vorgang so lange, bis deine Vorräte aufgefüllt sind.

Regenwassersammlung

Bist du einem regenreichen Gebiet darauf angewiesen Wasser zu finden, kannst du versuchen Regenwasser aufzufangen. Am besten stellst du so viele Behältnisse mit einer halbwegs großen Öffnung auf wie möglich.

Du kannst auch schauen, ob du natürliche Abläufe entdecken kannst, an denen sich Wasser bündelt. Dort lässt sich in kurzer Zeit eine große Menge Wasser auffangen.

Moorgebiete und Sümpfe

Zwar hat das Wasser in Moorgebieten einen wirklich ordentlichen Beigeschmack, aber du kommst zumindest leicht ran. Wenn das Grundwasser den Boden aufweicht, so wie es in Moorgebiete und Sümpfe der Fall ist, dann reicht es meinst aus, wenn du ein Loch aushebst. Durch den hohen Grundwasserspiegel wird sich das Loch mit Wasser füllen.

Baumhöhlen und Baumlöcher

Wer einen Hund hat, wird diese Wasserquelle sicher kennen, Regenwasser, das sich in Baumhöhlen und Baumlöchern gesammelt hat. Ich kenne in jedem Park und auf jeder Runde, die ich mit meinen Hunden gehe, solche Trinkbäume und was für die beiden funktioniert, sollte im Ernstfall auch für mich funktionieren.

Pflanzen und Früchte

Es ist immer toll, wenn man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann und Früchte enthalten oft auch viel Wasser. Bei uns in Deutschland sind es vor allem Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Pflaumen, Erdbeeren oder Äpfel. Wenn du im Frühjahr oder nach einem kräftigen Regen unterwegs bist, kannst du versuchen Birken anzuzapfen und das Birkenwasser trinken.

Andere Länder bieten andere Möglichkeiten, z.B. Kokosnüsse mit ihrem Saft. Es gibt aber noch viel mehr, Kiwipflanzen beispielsweise tropfen gefühlt Tage lang aus Schnittstellen. Grüner Bambus ist da ähnlich und auch Lianen führen so viel Wasser, dass man nach dem man sie abgeschnitten hat, direkt daraus trinken kann.

Pflanzen ausdrücken

Du kannst Wasser direkt aus Pflanzen gewinnen, indem du sie ausdrückst. Das geht am besten mit Pflanzen, die dicke und fleischige Blätter haben. Auch Moos speichert relativ viel Wasser und kann ausgepresst werden.

Die Ausbeute ist zwar meist nicht besonders groß, aber dafür ist das Wasser sozusagen gefiltert, denn es wurde von den Pflanzen gereinigt.

Transpiration

Wasser durch Transpiration zu gewinnen ist eine einfache und komfortable Methode an Wasser zu kommen. Du brauchst dafür nur einen dicht begrünten Ast und eine Plastiktüte. Du stopfst den Ast mit dem Grünzeug in die Tüte und bindest sie am Ende zu. Nach einiger Zeit wird der Ast und die Blätter jede Menge Wasser ausschwitzen.

So einfach diese Methode auch ist, sie funktioniert nur, wenn es ausreichend warm und sonnig ist.

Solardestille

Eine Solardestille zu bauen, ist mit ein wenig mehr Aufwand verbunden. Wenn du allerdings länger an einem Ort ausharren musst, es warm ist und du eine Plane zur Verfügung hast, dann ist sie die vermutlich beste Art Wasser zu gewinnen.

Alles, was du machen musst, ist Folgendes:

  • Du hebst ein Loch aus
  • Das Loch befüllst du mit Pflanzen
  • In die Mitte stellst ein Auffangbehälter
  • Jetzt spannst du die Plane über das Loch
  • Damit das Wasser ablaufen kann, beschwerst du die Plane über dem Behälter mit einem Stein

Wenn jetzt die Sonne auf die Plane knallt, werden die Pflanzen ähnlich wie bei dem Plastikbeutel anfangen Wasser auszuschwitzen. Dieser Wasser sammelt sich an der Plane und läuft dank des Steins an der Plane ab und tropft in den Behälter.

Tauwasser auf Grashalmen

Gefundenes Wasser trinkbar machen

Dass du Wasser aus der Natur lieber nicht direkt trinken solltest, ist hoffentlich klar. Selbst vermeintlich klares und sauberes Wasser kann mit Viren, Bakterien oder anderen Kleinstlebewesen verunreinigt sein. Fängst du dir mit diesem Wasser etwas ein, wird sich das meisten durch Erbrechen und Durchfall äußern. Beides sorgt für einen hohen Flüssigkeitsverlust und du dehydrierst nur noch schneller.

Das Wasser abkochen

Die sicherste Methode, um das Wasser trinkbar zu machen, ist es abzukochen. Bereits ab einer Wassertemperatur von 70 Grad sterben die allermeisten Bakterien und Kleinstlebewesen ab. Es reicht also vollkommen aus, wenn du Wasser kurz zum Kochen bringst (etwa 1 Minute) und es dann abkühlen lässt.

Gerade, wenn du nur kleine Mengen sammeln konntest, wäre der Verlust zu hoch, wenn du Wasser für mehrere Minuten kochst. Wie du das Wasser zum Kochen bringst, ist dir überlassen und hängt natürlich auch davon ab, was du bei dir hast.

Das Wasser filtern

Trübes Wasser sollte gefiltert werden, bevor du es trinkst oder sicherheitshalber abkochst. Ideal ist es natürlich, wenn du einen Wasserfilter bei dir hast. Sollte das nicht der Fall sein, kannst du dir einen Filter bauen. Auch ein guter selbstgebauter Filter hilft dir dabei, Verunreinigungen und Krankheitserreger aus dem Wasser filtern.

Diese Dinge brauchst du für den Filter:

  • Plastikflasche idealerweise mit Deckel
  • Kleine Kiesel
  • Sand
  • Holzkohle z.B. aus einem Lagerfeuer
  • Saubere Blätter
  • Stück Schnur z.B. Schnürsenkel

Den Boden der Flasche kannst du wegschneiden, um dann vorsichtig zwei Löcher in die Seiten zu machen und die Schnur zu befestigen. So kannst du den Filter später aufhängen.

Als erste Schicht füllst du die Holzkohle in die Flasche. Mit der Kohle wird eine chemischen Reinigung durchgeführt, bei der Krankheitserreger aufgesaugt werden. Wirf also bitte keine dicken Stücke Kohle in die Flasche, sondern kleine Stücke oder du versuchst die Kohle vorher zu mahlen.

Danach folgt eine Schicht Blätter, dann eine Schicht aus Sand, dann wieder Blätter und dann die Kiesel. Die Blätter zwischen den Schichten sind wichtig, damit sich die Materialien nicht vermischen.

Als letztes bohrst du vorsichtig ein oder ein paar kleine Löcher in den Deckel und dann kann der FIlter verwendet werden. Du füllst das Wasser oben in den Filter und das Wasser wird durch die verschiedenen Schichten gereingt. Das Wasser das unten aus dem Filter tropft kannst du auffangen und dann lieber nochmal abkochen.

Wasser chemisch trinkbar machen

Wenn abkochen keine Möglichkeit ist, dann besteht die Möglichkeit das Wasser mithilfe von Wasserreinigungstabletten zu entkeimen. Die Tabletten werden einfach ins Wasser geworfen und nach spätestens 4 Stunden sind alle Viren, Bakterien und Kleinstlebewesen abgetötet.

Neben dem Zeitaufwand gibt es noch einen zweiten Nachteil, denn chemische Verunreinigungen und Pestizide verbleiben im Wasser und müssen mit einem Aktivkohlefilter entfernt werden.

Nutze Sonnenlicht, um Wasser trinkbar zu machen

Bist du in einer Region mit viel Sonne unterwegs, kannst du die UV-Strahlung der Sonne nutzen, um Wasser zu reinigen. Du füllst eine PET Flasche zu etwa dreiviertel mit Wasser, schüttelst alles kräftig durch und platzierst die Flasche in der Sonne. Nach etwa sechs Stunden hat die UV-Strahlung der Sonne das Wasser entkeimt.

Nachteil dieser Methode ist, dass das Wasser klar sein muss. Sobald das Wasser trübe ist, lässt sich diese Methode nicht mehr anwenden.

Fazit

Wasser ist lebensnotwendig und in einer überleben Situation sollte es oberste Priorität haben, eine Möglichkeit zu finden sich mit Wasser zu versorgen. Während es in Deutschland noch relativ einfach ins Wasser zu finden, können andere Länder oder Regionen eine ganz andere Hausnummer sein.

Deswegen, es ist wichtig gut vorbereitet zu sein und eine Vielzahl von Möglichkeiten zu kennen, um Wasser zu finden und es trinkbar zu machen.